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Bei Anzeichen auf einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) kann schnelles Handeln Leben retten und Folgeschäden verhindern. Nach dem Herzinfarkt gilt es, wieder Lebensqualität zu gewinnen und einem erneuten Infarkt vorzubeugen. Wer besonders gefährdet ist, welche Symptome auftreten, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen wichtig sind und wie ein Herzinfarkt behandelt wird, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wenn ein Teil des Herzmuskels (Myokard) nicht mehr durchblutet wird und infolgedessen keinen frischen Sauerstoff bekommt, entsteht ein Herzinfarkt (medizinisch: Myokardinfarkt). Der Infarkt wird meistens durch den Verschluss einer oder mehrerer Arterien verursacht. Diese Arterien nennt man auch Herzkranzgefäße oder Koronararterien.
Ein Myokardinfarkt ist lebensbedrohlich. Wenn große oder mehrere Herzkranzgefäße blockiert sind, kann der Tod schnell eintreten. Sind kleinere Gefäße betroffen, kann eine rechtzeitige Behandlung das Leben des*r Patient*in retten.
Wenn der Sauerstoffmangel nicht rechtzeitig behoben wird, sterben die Muskelzellen in diesem Herzteil ab. An dieser Stelle bildet sich dann eine Narbe. Große Narben verursachen eine Leistungsschwäche des Herzens, die sogenannte Herzinsuffizienz. Wenn sich die Narben an bestimmten Stellen bilden, kann es auch zu Herzrhythmusstörungen kommen.
In dieser Podcastfolge sprechen wir mit Experte Dr. Robert Flieger zum Thema Herzinfarkt. Flieger erklärt, wie Sie Erste Hilfe leisten können und was die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten bei einem Herzinfarkt sind.
Die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt ist die koronare Herzkrankheit (KHK). Sie Ist eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße. Arteriosklerose wird auch Gefäßverkalkung genannt, weil sich in ihrem Verlauf Kalk und Fett an einigen Stellen in den Innenwänden der Arterien ablagern. Diese Ablagerungen nennt man Plaques.
Mit der Zeit werden die Plaques dicker und bilden Engstellen in den Gefäßen (Stenosen). Sie sind die Ursache für Durchblutungsstörungen, die Symptome wie Schmerzen oder das Gefühl der Brustenge (Angina pectoris) hervorrufen. Wenn eine Plaque aufreißt und an dieser Stelle ein Blutgerinnsel entsteht, kann das Gefäß plötzlich verschlossen werden. Wenn das Herzkranzgefäß völlig verschlossen ist, kommt es zum Herzinfarkt (Myokardinfarkt).
Herz-Kreislauferkrankungen waren laut Statistischem Bundesamt 2021 mit 33 Prozent aller Todesfälle die häufigste Todesursache in Deutschland. Männer sterben häufiger an einem Herzinfarkt als Frauen.
Der akute Herzinfarkt tritt bei etwa 80 % der Betroffenen ohne Vorwarnung auf. Das ist ein Grund für die hohe Sterberate bei einem Infarkt, die bei 30 Prozent der Patient*innen liegt. Mindestens zwei Drittel dieser Todesfälle treten vor dem Eintreffen der Patient*innen im Krankenhaus auf.
Meistens tritt ein Herzinfarkt plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Die klassischen Anzeichen bei einem akuten Myokardinfarkt sind:
Alarmieren Sie bei diesen Symptomen sofort einen Rettungswagen mit Notarzt!
Zu den sogenannten „untypischen“ Herzinfarkt-Symptomen gehören:
Unter diesen unspezifischen Symptomen eines Myokardinfarkts leiden häufig Frauen. Bei diesen Symptomen ist die Gefahr groß, dass ein Herzinfarkt nicht erkannt wird. Wenn diese Symptome in einer unbekannten Stärke auftreten, sollte ein Rettungswagen mit Notarzt gerufen werden. Mehr hierzu im Artikel „Herzinfarkt bei Frauen“
Vor allem bei Patient*innen mit Diabetes, kommt es auch zu Infarkten, die keine Symptome verursachen. Mediziner sprechen von einem „stummen Herzinfarkt“.
Bei einem Infarktverdacht fertigt der*die Ärzt*in ein Elektrokardiogramm (EKG) an und bestimmt verschiedene Blutwerte. Diese Untersuchungen bestätigten die Diagnose Myokardinfarkt.
Um festzustellen, wo das Herz geschädigt ist und welches Ausmaß diese Schäden haben, müssen weitere Untersuchungen, wie Koronarangiographie, Echokardiographie (Herzultraschall), Computertomographie und Magnetresonanztomographie durchgeführt werden.
Bei der Koronarangiographie führt der*die Ärzt*in einen dünnen Schlauch (Katheter) in eine Arterie in der Leistengegend oder am Handgelenk ein und schiebt ihn in die Herzkranzgefäße vor. Über den Katheter wird ein Kontrastmittel in die Gefäße injiziert. So können Gefäße und Engstellen auf einem Bildschirm gesehen und die Behandlung geplant werden.
In vielen Fällen können Engstellen über den Katheter wieder geöffnet werden. Man nennt diese Therapie perkutane Koronarinterventionen (PCI)
Bei der Diagnose Herzinfarkt richtet sich die Therapie nach der Anzahl der betroffenen Herzkranzgefäße und dem Ausmaß des Infarkts. Wenn möglich, wird das verschlossene Gefäß noch während der Koronarangiographie mithilfe einer perkutanen Koronarintervention (PCI) geöffnet. Unter bestimmten Umständen kann aber auch eine Bypass-Operation nötig sein.
Bei der PCI führt der*die Ärzt*in durch den Katheter, mit dem die Koronarangiographie gemacht wurde, Instrumente ein, mit denen er*sie das verschlossene Blutgefäß öffnet. Eine PCI gilt als minimalinvasiver Eingriff, der in manchen Fällen auch ohne Vollnarkose durchgeführt werden kann. Man unterscheidet die Ballondilatation und die Stentimplantation.
Ballondilatation
Bei der Ballondilatation wird der Gefäßverschluss mit einem Draht durchdrungen. An diesem Draht hängt ein Ballon, der mit hohem Druck aufgeblasen wird, sobald er sich in der Engstelle befindet. Die Ablagerungen, die für die Engstelle verantwortlich sind, werden dabei in die Gefäßwand gepresst und die Engstelle so erweitert.
Stentimplantation
Da die Ballondilatation eine hohe Rückfallquote aufweist, wurden Stents entwickelt. Der Stent ist eine Gefäßstütze, die nach der Erweiterung der Engstelle das Gefäß offenhält. Vor der Stentimplantation wird meistens eine Ballondilatation durchgeführt. Bei kurzstreckigen Stenosen ist manchmal auch eine direkte Stentimplantation möglich.
Die Bypass-Operation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem man den verschlossenen Gefäßabschnitt durch ein Gefäßstück überbrückt, das aus dem Körper des Patienten bzw. der Patientin gewonnen wird.
Je nach Lage des verschlossenen Gefäßes wird eine Arterie aus der Brustwand oder eine Vene aus dem Bein des Patienten bzw. der Patientin entnommen. Das arterielle Blut wird über das überbrückende Gefäßstück um die Engstelle umgeleitet und versorgt dann die betroffenen Herzmuskelabschnitte mit Sauerstoff.
Bei dieser Operation muss der Brustkorb geöffnet werden. Sie wird unter Vollnarkose durchgeführt.
Eine Bypass-Operation ist in folgenden Fällen erforderlich:
Wenn bei einer Bypass-Operation das Brustbein geöffnet wurde (Sternotomie), entspricht das einem Knochenbruch. Bei einer Sternotomie wird das Brustbein in seiner Längsachse chirurgisch durchtrennt.
Bis das Brustbein nach einer solchen Operation verheilt ist, muss man mit drei bis vier Monaten rechnen. Jedes Mal, wenn das Brustbein etwas stärker bewegt wird, wie z. B. beim tiefen Einatmen, Husten oder Niesen, können Schmerzen auftreten.
In einer Rehabilitation lernen Sie, wie Sie mit Inhalationen, Atemtraining und Atemgymnastik die Schmerzen lindern können. Sich lieber „nicht zu bewegen“ hilft nicht weiter und kann die Genesung verlangsamen.
Verhalten nach einer Bypass-Operation:
Selbst wenn ein Herzinfarkt so rasch behandelt wurde, dass der Herzmuskel keinen bleibenden Schaden davongetragen hat, ist das Risiko eines weiteren Herzinfarkts groß.
Die chronischen Grunderkrankungen und die Risikofaktoren müssen daher ein Leben lang behandelt werden.
Häufig verursacht der Infarkt bleibende Schäden und Erkrankungen, wie z. B. eine Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen.
Die Nachsorge dient dazu,
Die Nachsorge besteht aus:
Man unterscheidet Medikamente, die einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen sollen, Medikamente zur Linderung von Symptomen sowie Medikamente zur Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen.
Die Medikamente, die einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen sollen, erhalten alle Patient*innen. In der Regel handelt es sich um folgende Wirkstoffgruppen:
Zusätzlich zu den Medikamenten verbessert eine gesunde Lebensweise das körperliche Befinden, die Lebensqualität und die Langzeitprognose von Patient*innen nach einem Myokardinfarkt deutlich.
Zu einem gesunden Lebensstil gehören:
Als Herzpatient*in sollten Sie regelmäßig Ihr Gewicht, Ihren Blutdruck und Ihre Flüssigkeitsaufnahme kontrollieren.
Ihre*n Hausärzt*in sollten Sie bei diesen Anzeichen kontaktieren
Regelmäßige Kontrollen bei dem*der Hausärzt*in
Dazu kommen halbjährliche kardiologische Untersuchungen (z. B. EKG, Belastungs-EKG, Echokardiographie) bei einem*r Fachärzt*in für Kardiologie.
Eine Rehabilitation nach einem Herzinfarkt fördert Ihre Genesung. Sie unterstützt Sie dabei, die körperlichen und seelischen Folgen des Herzinfarktes zu verarbeiten. In der Rehabilitation lernen Sie darüber hinaus, wie Sie einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen. Die Rehabilitation soll Ihnen helfen, wieder in einen Alltag zurückzufinden, den Sie erst noch für sich gestalten, – sei es der alte oder ein neuer.
Die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt verfolgt folgende Ziele:
Die Beschwerden nach einem Herzinfarkt sind individuell unterschiedlich. Im Rahmen einer ausführlichen Diagnostik werden diese Beschwerden und ihre Ursachen identifiziert.
Danach stimmt ein multidisziplinäres Team das Rehabilitationsprogramm auf Ihr persönliches Krankheitsbild ab und passt es Ihren Fortschritten an.
Neben vielen anderen Behandlungen, werden bei der Rehabilitation nach einem Herzinfarkt folgende Therapiebausteine angeboten:
In der Rehabilitation können Sie sich nach Bedarf auch zu diesen Themen beraten lassen:
Da ein Herzinfarkt bei Frauen häufig anders verläuft als bei Männern und sie in der Nachsorge auch andere Dinge beachten sollten, bieten einige Rehabilitationszentren, wie z. B. die MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr spezielle kardiologische Rehabilitationsprogramme für Frauen an.
Weitere Informationen zum Thema: Herzinfarkt bei Frauen