Adipositas ist eine chronische Erkrankung, an der etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland leidet. Viele Betroffene leben in einem Teufelskreis aus Diät, Bewegungsmangel und erneuter Gewichtszunahme. Mit professioneller Hilfe können sie diesen Teufelskreis durchbrechen und nachhaltig gesünder leben.
Was ist Adipositas?
Bei Adipositas, umgangssprachlich auch Fettleibigkeit oder Fettsucht genannt, handelt es sich um starkes Übergewicht. Die Adipositas ist von der WHO als eine chronische Krankheit anerkannt, die nicht nur das Wohlbefinden, die Beweglichkeit und die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen, wie z. B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislaufkrankheiten, Schlafapnoe, Gelenkkrankheiten massiv erhöht.
Ab wann eine Adipositas besteht, wird über den Body-Mass-Index (BMI) definiert. Beim BMI wird das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße mithilfe einer Formel errechnet. Der BMI wird als kg/m2 angegeben. Bei Erwachsenen gilt:
- Bei einem BMI zwischen 18,50 bis 24,99 kg/m2 befindet sich Ihr Gewicht im Normbereich.
- Bei einem BMI zwischen 25 bis 29,99 kg/m2 gelten Sie als übergewichtig.
- Von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30 kg/m2.
Die Adipositas nach dem BMI wird in drei Grade unterteilt:
- Grad I besteht bei einem BMI zwischen 30 bis 34,99 kg/m2
- Grad II bei einem BMI zwischen 35 bis 39,99 kg/m2
- Grad III bei einem BMI von mehr als 40 kg/m2
Was ist eine Adipositas permagna?
Bei einer Adipositas von Grad III spricht man von einer Adipositas permagna. Dies ist die schwerste Form der Fettleibigkeit. Bei einer Adipositas permagna sind die Risiken für Folgeerkrankungen (s. unten) massiv erhöht. Menschen mit Adipositas permagna sollten umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen.
Bin ich adipös? So berechnen Sie Ihren BMI
Wenn Sie wissen wollen, ob Sie adipös sind, können Sie Ihren Body-Mass-Index so berechnen:
BMI = Körpergewicht (kg) geteilt durch Körpergröße im Quadrat (m2)
- Beispiel 1: Wenn Sie bei einer Größe von 1,80 m ein Gewicht von 90 kg auf die Waage bringen, multiplizieren Sie 1,80 m mit 1,80 m. Das ergibt 3,24 m2. Im Anschluss daran teilen Sie 90 kg durch 3,24 m2. Das ergibt einen BMI von rund 27,8. Er gilt als Übergewicht.
- Beispiel 2: Wenn Sie bei einer Körpergröße von 1,60 m (2,56 m2) auch 90 kg wiegen, ergibt sich ein BMI von 35,2. Damit haben Sie bereits eine Adipositas von Grad II.
Mit Hilfe eines BMI-Rechners können Sie Ihren BMI ganz einfach berechnen. Der Body Mass Index ist eine einfache Methode, um das Körpergewicht schnell in Gewichtsklassen von Untergewicht bis Adipositas einzuteilen. Der BMI hat Einschränkungen, weil er gesundheitlich wichtige Informationen, wie z. B. das Verhältnis von Muskel- und Fettgewebe, sowie die Verteilung des Fettgewebes nicht berücksichtigt, ist aber als Marker breit anerkannt.
JoJo-Effekt
Nachhaltig selbstständig sein Gewicht zu reduzieren ist bei Adipositas keine einfache Aufgabe. Eine Kalorienreduktion über drei bis sechs Monate erfolgreich einzuhalten gelingt häufig. Das Ziel, das Körpergewicht dann ein Leben lang „konstant“ zu halten ist damit jedoch nicht erreicht. Viele Betroffene haben bereits zahlreiche Diäten hinter sich, dabei viele Kilogramm abgenommen, aber ebenso viele, wenn nicht sogar mehr wieder zugenommen, nachdem sie die Diät abgeschlossen haben. Dieses frustrierende Phänomen ist als JoJo-Effekt bekannt.
Er entsteht, weil der Stoffwechsel des Körpers bei einer länger andauernden, starken Reduktion der täglich aufgenommenen Kalorien auf Sparflamme umstellt. Der Stoffwechsel verbrennt dann weniger Kalorien als zuvor. Hinzu kommt, dass ein leichterer Körper auch weniger Kalorien benötigt. Wenn man nach einer Diät wieder in alte Gewohnheiten zurückfällt und wieder genauso viel isst wie zuvor, nimmt man wieder zu. Die überschüssigen Kalorien speichert der Körper als Fett ab.
Diesen JoJo-Effekt kann man nur vermeiden, wenn man seine Ernährungsgewohnheiten dauerhaft ändert, denn die Kontrolle des Gewichtes ist eine lebenslange Aufgabe. Neben der reinen Kalorienaufnahme gibt es auch viele seelische Gründe, warum man isst. Diese muss man mit einbeziehen, damit eine dauerhafte Gewichtskontrolle gelingt.
Am besten gewöhnt man sich an regelmäßige Mahlzeiten, die hauptsächlich aus kalorienarmen, aber nährstoffreichen Zutaten bestehen. Dazu gehört auch viel Wissen über die Ernährung. Da es meist schwierig ist, jahrzehntealte Gewohnheiten zu ändern, benötigen viele Betroffenen umfassende medizinische und psychosoziale Unterstützung, um ihr Körpergewicht zu reduzieren und das Gewicht anschließend zu halten.
Wie viele Menschen leiden an Adipositas?
Die Zahl der übergewichtigen oder adipösen Menschen steigt weltweit seit Jahren an. Übergewicht und Adipositas zählen zu den Volkskrankheiten. Nach einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden in Europa knapp 60 Prozent der Erwachsenen und fast jedes dritte Kind an Übergewicht oder Adipositas. In Deutschland ist etwa knapp jeder vierte Erwachsene. Männer und Jungen sind häufiger betroffen als Frauen und Mädchen.
Viele dieser Zahlen stammen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie. In dieser Zeit sind die Einweisungen ins Krankenhaus aufgrund von Adipositas um rund 60 Prozent gestiegen. Laut einer Forsa Studie sind 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen während der Pandemie dicker geworden. Bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 32 Prozent.
Ursachen und Risikofaktoren für Adipositas
Übergewicht und Adipositas entstehen, wenn man mehr Energie (Kalorien) über einen längeren Zeitraum zu sich nimmt, als man verbraucht. Aber warum passt man die Kalorienaufnahme nicht „instinktiv“ an seinen Verbrauch an? Bei einigen Menschen funktioniert das, bei einem Großteil der Bevölkerung aber immer weniger.
Fettspeicher waren früher wichtig für das Überleben
Die Ursachen für Übergewicht und Adipositas liegen in der menschlichen Entwicklungsgeschichte begründet. In ihrer jahrtausendelangen Geschichte erlebten Menschen zwischen Phasen eines reichen Nahrungsangebots auch Perioden des Mangels. Diese konnten die Menschen nur überleben, wenn sie sich zuvor Fettspeicher gebildet hatten.
Um mögliche Mangelzeiten zu überstehen, ist der Körper der meisten Menschen von Natur aus darauf programmiert, Fettspeicher eher auf- als abzubauen. Unterstützt wird das Fettspeicherprogramm für Notzeiten vom Belohnungssystem im Gehirn. Es schüttet bei den meisten Menschen Glücksbotenstoffe aus, wenn sie zucker-, fett- und salzreiche Nahrung zu sich nehmen. Auf den Verzehr von kalorienarmer Nahrung, Gemüse, Blattsalaten und Vollkornprodukten reagiert das Belohnungssystem im Gehirn leider kaum.
Nahrung im Überfluss und kaum Bewegung
Heutzutage ist in den Industrienationen kalorienreiche Nahrung im Überfluss verfügbar. Es gibt Menschen, die trotz dieses Überflusses ein gesundes Gewicht halten. Einigen macht das keine Mühe: Sie haben ein gut ausgebildetes Sättigungsgefühl, das ihnen sagt, wann es genug ist. Immer mehr Menschen müssen sich jedoch dauerhaft bewusst ernähren und bewegen, um ihr Gewicht angesichts des reichhaltigen Nahrungsangebots zu begrenzen.
Dabei fällt es vielen Menschen schwer, dem verlockenden, überall verfügbaren Nahrungsangebot zu widerstehen – zumal insbesondere viele Fertigprodukte gezielt unsere genetisch bedingten Vorlieben für Salz, Fett und Zucker ansprechen. Mahlzeiten werden seltener selbst zubereitet, man greift zu Fertigprodukten oder Snacks. Letztere führen dazu, dass man ständig ist und somit Kalorien aufnimmt. Hinzu kommt, dass wir uns im Vergleich zu unseren Vorfahren viel weniger bewegen und daher weniger Kalorien verbrauchen. So ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen in unseren Überflussgesellschaften Übergewicht und Adipositas bekommen.
Essen und Psyche: Emotionales Essen begünstigt Adipositas
Essen bedeutet für die meisten Menschen mehr als nur Nahrungsaufnahme. Bereits Babys werden beim Stillen nicht nur satt: Der Körperkontakt, die wohlige Wärme und der vertraute Geruch der Mutter geben ihnen das Gefühl, geborgen und sicher zu sein.
Später schafft das gemeinsame Essen im Familienkreis, mit Freund*innen oder Kolleg*innen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und kann bei Konflikten versöhnlich wirken. Essen bedeutet auch eine Pause machen und Kraft tanken. In unserer Gesellschaft ist es außerdem verbreitet, mit Essen zu belohnen oder zu trösten – jeder kennt die Redensart „Liebe geht durch den Magen.“
Diese Erfahrungen können dazu führen, dass man nicht isst, weil man hungrig ist, sondern um sich etwas Gutes zu tun und Frustration, Stress oder Ärger zu verarbeiten. Tatsächlich können sich Stress oder andere psychische Spannungen anfühlen wie Hunger. Essen kann die psychische Anspannung kurzfristig abbauen. Man nennt die Nahrungsaufnahme, zum Abbau von Stress, zum Trost, zur Bewältigung von negativen Gefühlen aber auch bei Freude emotionales Essen. Dieses emotionale Essen kann schnell zu Übergewicht und Adipositas führen.
Mehrere Risikofaktoren tragen zu Adipositas bei
Die Entwicklung von Adipositas ist sehr komplex, kann verschiedene Ursachen haben und wird durch vielfältige Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen:
- falsche, übermäßige Ernährung (kalorienreiche Nahrung oder Getränke, ständiges Snacken)
- Mangel an Bewegung (sitzende Berufstätigkeit, kaum Bewegung in der Freizeit)
- verlockende Nahrungsmittel sind stets in Reichweite
- erlernen ungesunder Essgewohnheiten in der Kindheit, dadurch werden das Hunger- und Sättigungsgefühl gestört
- Geschmacksprägung auf hochkalorische Nahrungsmittel in der Kindheit
- emotionales Essen (z. B. Essen zum Trost, Essen aus Frustration, Essen in Stresssituationen)
- erbliche Veranlagung
- körperliche Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus)
- psychische Krankheiten (z. B. Binge-Eating-Störung/Esssucht, Depression)
- hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Wechseljahre, Schilddrüsen-Unterfunktion)
- Einnahme bestimmter Medikamente
Meistens sind mehrere Faktoren an der Entstehung von Übergewicht oder Adipositas beteiligt.
Symptome und Folgen von Adipositas
Die auffälligsten Symptome der Adipositas sind das Gewicht, der Body-Mass-Index und der Körperumfang. Das hohe Körpergewicht und der Körperumfang stellen im Alltag eine Belastung dar und können zu körperlichen Beschwerden führen, wie
- Kurzatmigkeit
- schnellere Ermüdbarkeit
- Rücken-, Hüft- und Kniegelenksschmerzen
Über Menschen mit Adipositas gibt es in unserer Gesellschaft leider immer noch Vorurteile. Daher machen adipöse Menschen auch immer wieder schlechte Erfahrungen: Sie werden diskriminiert, ausgegrenzt und beleidigt. Diese Reaktionen haben Auswirkungen auf das Verhalten und die Psyche adipöser Menschen:
- Sie ziehen sich zurück.
- Sie haben ein schlechtes Selbstwertgefühl.
- Sie meiden andere Menschen.
- Sie vereinsamen.
- Sie können Depressionen entwickeln.
Umgekehrt führen diese seelische Belastungen dazu, dass es immer schwieriger wird, die Energie aufzubringen, um sein Gewichts zu kontrollieren – es entsteht ein Teufelskreis.
Folgeerkrankungen von Adipositas
Adipositas ist ein bedeutender Risikofaktor für viele ernste und sogar lebensbedrohliche Krankheiten.
Hierzu gehören:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Bluthochdruck, Arteriosklerose
- Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes mellitus vom Typ II, Gicht
- Störungen der Atemfunktion, darunter auch Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe)
- Zahlreiche Krebserkrankungen, z. B. Brustkrebs, Darmkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Krankheiten der Gelenke: Fehlstellungen, Arthrosen
- Chronische Rückenschmerzen
- Psychische Probleme und Erkrankungen
Je größer das Übergewicht ist, desto größer ist auch das Risiko, eine oder mehrere dieser Erkrankungen zu bekommen. Menschen mit Adipositas per magna haben das höchste Risiko für Folgeerkrankungen.
So wird Adipositas diagnostiziert
Der Hausarzt oder die Hausärztin können die Diagnose „Adipositas“ anhand des BMIs ohne Probleme stellen. Zur Diagnostik gehört aber auch, die Ursachen für die Adipositas abzuklären und auf Risikofaktoren und mögliche Folgeerkrankungen der Adipositas zu untersuchen. Hierfür sind je nach Fall Untersuchungen durch Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen, wie beispielsweise Ernährungsmedizin, Kardiologie, Endokrinologie, Diabetologie, Orthopädie, Psychosomatik oder Psychologie nötig.
So wird Adipositas behandelt
Die Kernziele der Adipositas-Therapie sind:
- das Körpergewicht nachhaltig durch eine Kalorienreduktion zu senken
- Muskulatur zu erhalten oder weiter aufzubauen
- psychische Belastungen zu verringern
Um diese Ziele zu erreichen und um vor allem einer erneuten Gewichtszunahme nach der Therapie vorzubeugen, müssen die Ursachen für die Adipositas im Einzelfall und die individuellen Risikofaktoren der Patient*innen erkannt und behandelt werden.
Ebenso wichtig ist es, die individuellen Folgekrankheiten und/oder Beschwerden der adipösen Patient*innen zu behandeln. Wie für die Diagnostik ist auch für die Therapie der Adipositas die Zusammenarbeit verschiedener Spezialist*innen erforderlich.
Bausteine der Adipositas-Therapie
In der Adipositas-Therapie geht es in erster Linie darum, die Kalorienzufuhr zu reduzieren und den Kalorienverbrauch durch Bewegung zu erhöhen. Diese zwei Komponenten sind wesentlich, um erfolgreich Gewicht zu reduzieren. Diese Tatsache gerät leider immer wieder in Vergessenheit, angesichts der Fülle an Ernährungstipps in der Presse oder den sozialen Medien oder bei verschiedensten Diäten, die eine vermeintliche einfache Gewichtsreduktion ohne Verzicht erlauben sollen.
Ob High Carb, Low Carb, Intermittierendes Fasten, Paleodiät oder andere: dass eine Diät einer anderen überlegen ist, konnte bislang nicht nachgewiesen werden. All diesen Diäten ist es aber gemeinsam, dass die Nahrungsaufnahme durch unterschiedliche Vorgaben eingeschränkt wird, so dass sich für einen bestimmten Zeitraum die Kalorienmenge gut reduzieren lässt.
Mehr Sport und Bewegung ist unverzichtbar, um Muskulatur zu erhalten, Risikofaktoren zu reduzieren und das Gewicht zu stabilisieren. Der Einfluss von Sport auf das Körpergewicht wird aber häufig überschätzt, da man bei erhöhtem Gewicht oft nicht mehr so intensiv Sport machen kann und Sport zudem den Appetit fördert.
Eine Adipositas-Therapie setzt sich je nach Einzelfall aus diesen Bausteinen zusammen:
- Wissen über Ernährung gewinnen, um Kalorienmengen, Nährstoffe, Portionsgrößen und geeignete Zubereitungsformen zu kennen
- eine ausgewogene vollwertige Ernährungsumstellung ermöglichen: hier hilft eine professionelle Ernährungsberatung.
- Verhaltenstherapeutische Unterstützung, um die Gründe für das Essen zu kennen und das Essverhalten zu verändern
- nachhaltige Steigerung der Bewegungsgewohnheiten
- Training zum Muskelaufbau
- Regelmäßiges Ausdauertraining (auch Gehen) zur Reduktion von Risikofaktoren oder Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit
- Physiotherapie zur Verbesserung von Beweglichkeit und Gelenkgesundheit
- medizinische Behandlung der Adipositas-Folgen
- psychosoziale Betreuung, Unterstützung bei Problemen im privaten oder beruflichen Umfeld
Medikamente und Operationen zur Gewichtsreduktion
Rehabilitation bei Adipositas
Die Adipositas kann auch im Rahmen einer stationären oder ambulanten Rehabilitation behandelt werden. Eine rehabilitative Behandlung bietet einige Vorteile, wie z. B.:
- Der Abstand zum normalen Alltag hilft dabei, alte Gewohnheiten abzulegen und neue Verhaltensweisen zu erlernen.
- Das Behandlungsprogramm wird für Sie persönlich zusammengestellt und an Ihre Fortschritte angepasst.
- Folge- und/oder Begleiterkrankungen der Adipositas werden ärztlich mitbehandelt und bei der Adipositas-Therapie berücksichtigt.
- Verhaltenstherapie hilft Ihnen dabei, Ihr Essverhalten dauerhaft zu ändern. Bei psychischen Belastungen werden Sie psychologisch unterstützt. Einzelne Kliniken bieten eine spezielle verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation an (VOR).
- Bei medizinischen Fragen oder Problemen finden Sie immer zeitnah eine*n Ansprechpartner*in.
- Alles ist vor Ort und findet nach Plan statt, zeitraubende Terminvereinbarungen und Anfahrten entfallen.
- Diäten werden von spezialisiertem Fachpersonal zubereitet – so stimmen Kalorien- und Nährstoffgehalt der Mahlzeiten.
- In Esstherapien trainieren Sie ein gesundes Essverhalten, z. B. Portionierung von Mahlzeiten und das Spüren von Sättigung.
- In Schulungen erfahren Sie, wie eine gesunde Ernährung aussieht.
- In Kochkursen lernen Sie, wie man gesunde und schmackhafte Mahlzeiten zubereitet.
- Ein breitgefächertes Schulungsangebot hilft Ihnen dabei, Ihre Krankheit besser zu verstehen. Mit diesem Wissen können Sie zuhause nach der Reha Ihr Abnehmprogramm selbstständig weiterführen und Rückfällen in alte Gewohnheiten vorbeugen.
- Das Bewegungsprogramm wird auf Ihre körperlichen Möglichkeiten und Ihre Fortschritte angepasst und von spezialisiertem Fachpersonal angeleitet.
Bei der Rehabilitation bei Adipositas besteht die Auswahl zwischen verschiedenen Angeboten:
- Geht es darum, Gewicht zu reduzieren und Begleiterkrankungen zu behandeln, kann eine fachärztlich-internistisch geführte Rehabilitation mit den oben genannten Bausteinen sinnvoll sein. Auch hier werden Sie psychologisch unterstützt.
- Stehen psychische Belastungen wegen oder durch die Adipositas oder den Diabetes mit im Vordergrund, kann eine verhaltensmedizinisch-orientierte Rehabilitation sinnvoll sein (VOR Adipositas). Hier wird die Rehabilitation durch Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen gemeinschaftlich geführt, die psychologische Unterstützung ist deutlich erhöht.
- Stehen dagegen vorwiegend psychische Belastungen im Vordergrund, bestehen primär psychosomatische Erkrankungen oder bestehen Essstörungen ist eine spezialisierte psychosomatische Rehabilitation die beste Wahl.
Leben mit Adipositas
Adipositas ist nicht im klassischen Sinne heilbar. Wie bei einer Erkrankung an Diabetes mellitus oder einer Arteriosklerose, gilt es auch bei Adipositas mit der Krankheit zu leben und das Beste daraus zu machen.
Hierzu sollten Sie:
- das Ernährungsverhalten, das Sie in der Therapie erlernt haben, im Alltag umsetzen und beibehalten
- sich möglichst häufig bewegen
- regelmäßig Sport betreiben, der Ihnen Spaß macht
- sich mit anderen Betroffenen über die Adipositas austauschen
- Stress, Frustration oder Kummer z. B. durch Gespräche, Bewegung, Entspannungstechniken, kreative Hobbys oder andere Dinge, die Ihnen persönlich gut tun verarbeiten
- frühzeitig Hilfe und Unterstützung suchen, wenn Sie Probleme haben
Das kann Ihnen dabei helfen:
- soziale Kontakte in der Familie, im Freundeskreis, in der Freizeit und am Arbeitsplatz pflegen
- an Selbsthilfegruppen teilnehmen
- Sport gemeinsam mit Freunden oder im Verein treiben
- Entdecken Sie, was Ihnen Spaß macht, und nehmen Sie sich dafür Zeit!
Experten-Interview
Fragen an Prof. Dr. med. Jürgen Wagner, Chefarzt der MEDICLIN Staufenburg Klinik in Durbach (Baden-Württemberg)
Viele Menschen mit leichtem oder mittlerem Übergewicht bemühen sich seit Jahren abzunehmen und/oder ihr Gewicht zu halten, scheitern aber immer wieder und nehmen konstant zu. Woran kann es liegen, dass diese Menschen immer wieder scheitern?
Die Gründe, warum Menschen immer wieder zunehmen, sind so vielfältig wie die Gründe, warum Menschen essen. Langjährige Gewohnheiten sind schwer zu ändern, einschneidende „Diäten“ werden nicht langfristig durchgehalten. Die Essgewohnheiten müssen sich dauerhaft ändern, dazu gehört auch viel Wissen um Portionsgrößen, den Kaloriengehalt von Nahrungsmitteln, Snacking oder die Einschätzung, wieviel Kalorien man mit Sport wirklich verbraucht. Auch die Motivation, warum man isst (zur Beruhigung, aus Langeweile o.ä.) muss man kennen, damit man gegensteuern kann. Dauerhafte psychische Belastungen und Stress erschweren eine Gewichtsabnahme. Es geht daher letztlich um die Umstellung des gewohnten Lebensstils – und das ist eine schwierige Aufgabe.
Warum wird von Diäten abgeraten, die eine schnelle Gewichtsreduktion erzielen sollen?
Heutzutage werden solche Diäten nicht grundsätzlich abgelehnt, da sie effektiv zu einer raschen Gewichtsabnahme führen, z.B. als Vorbereitung für eine Operation oder um gesundheitliche Risiken schnell zu senken. Diese sind aber nur kurzfristig durchzuhalten. Da man in dieser Zeit sich keine neuen gesunden Gewohnheiten antrainiert, ist die Chance hoch, dass man wieder zunimmt, sobald man in die „alten Muster“ zurückfällt.
Wie sinnvoll sind spezielle Diätfertigprodukte, wie beispielsweise Diätdrinks, um Gewicht dauerhaft zu reduzieren?
Sog. Diätprodukte erscheinen nicht sinnvoll, eine nachhaltige Gewichtsabnahme wurde damit nicht gezeigt. Die Gefahr ist, dass man letztlich mehr isst, da man ja Kalorien „gespart“ hat. Null-Kalorien Softdrinks schmecken süß und steigern den Appetit. Alte Gewohnheiten werden nicht geändert. Oft werden natürliche Inhaltsstoffe durch kalorienärmere künstliche ersetzt. Essen Sie lieber mit Genuss das Original – in Maßen.
Warum können Diäten dazu führen, dass das Körpergewicht allmählich immer höher wird?
Wenn Gewicht rasch reduziert wird, geschieht dies praktisch immer durch eine Senkung der Kalorienzufuhr, der Körper schaltet dann um auf Energiesparen, neben Fett wird auch Muskelmasse abgebaut. Natürlicherweise sinkt auch der sog. Ruheenergieverbrauch, man braucht dann auch weniger Nahrungskalorien. Wenn man dann wieder die „üblichen“ Kalorien zu sich nimmt, nimmt der Körper entsprechend zu.
Eine „Diät“, d.h. eine zeitlich begrenzte Begrenzung der Nahrungszufuhr, um lebenslang ein niedrigeres Gewicht zu halten, auch wenn man die Diätphase beendet hat, kann nicht funktionieren.
Viele Menschen konsumieren Süßstoffe statt Zucker und/oder Light-Produkte, weil sie sich davon eine Gewichtskontrolle erhoffen. Ist das sinnvoll?
Nein, je nach Süßstofftyp kann auch der Zuckerstoffwechsel negativ beeinflusst werden. Die Gewohnheit Süßes zu essen wird verstärkt und steigert letztlich den Appetit und die Gefahr der Fehlernährung. Belastbare Daten, dass eine Gewichtsreduktion durch Süßstoffprodukte nachhaltig erreicht werden kann, fehlen.
Adipositas-Schwerpunktkliniken
MEDICLIN Staufenburg Klinik
Da Diabetes, Nierenerkrankungen und Adipositas häufig gemeinsam auftreten, haben wir in der MEDICLIN Staufenburg Klinik ein spezielles Zentrum für Diabetes, Nierenerkrankungen und Adipositas aufgebaut. Wir behandeln Sie nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Ein hochqualifiziertes Team von Fachärzt*innen, Psycholog*innen, Diät- und Ernährungs-, Sport- und Physiotherapeut*innen sowie Pflegepersonal erarbeitet gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Therapiekonzept. Die Behandlungsschwerpunkte werden kombiniert, dabei berücksichtigen wir Ihre Haupterkrankung, Begleiterkrankungen, Risikofaktoren und weitere spezifische Probleme. Bei Adipositas mit erhöhter psychischer Belastung bietet die MEDICLIN Staufenburg Klinik eine verhaltensmedizinisch-orientierte Rehabilitation an (VOR Adipositas/Stoffwechselerkrankungen). Dabei wird die psychische Unterstützung deutlich verstärkt und Sie werden von Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen behandelt.
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MEDICLIN Bliestal Kliniken
In unserer Fachklinik für Innere Medizin therapieren wir Patient*innen mit Adipositas und Adipositas permagna (der schwersten Form der Adipositas). Um Ihre Therapieziele zu erreichen, erarbeiten wir auf Grundlage der Diagnose ein individuell abgestimmtes Therapieprogramm. Dazu setzen sich Ärzt*innen und Therapeut*innen regelmäßig in Teambesprechungen zusammen. Neben den einzelnen Therapiebausteinen bieten wir auch Schulungsprogramme an, die Ihnen dabei helfen, mit Ihrer Krankheit umzugehen und Ihren Alltag zukünftig gesund und selbstständig zu meistern. Dank der Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen unserer Klinik und dank unserer modernen Ausstattung können wir mögliche Risikofaktoren mitbehandeln und so die Entstehung von Folgeerkrankungen vermeiden.
MEDICLIN Seepark Klinik
In der MEDICLIN Seepark Klinik in Niedersachsen haben wir 50 Behandlungsplätze für Patient*innen mit Übergewicht und Adipositas. Der Schwerpunkt liegt auf der psychosomatischen Behandlung. Als Norddeutsches Adipositaszentrum sind für die Bedürfnisse von Adipositas-Patient*innen 20 Zimmer ausgestattet. Zehn Behandlungsplätze entsprechen dabei den Bedürfnissen von schwerst-adipösen Patient*innen mit einem Körpergewicht von bis zu 350 Kilogramm. Die Spezialeinrichtungen umfassen beispielweise:
- spezielle Duschen
- Einrichtungen zur Sicherstellung der Mobilität der Patient*innen
- ein Monitoringsystem und ein Sauerstoffanschluss an jedem Bett
MEDICLIN Albert Schweitzer Klinik / MEDICLIN Baar Klinik
In der MEDICLIN Albert Schweitzer Klinik haben wir uns auf die Behandlung von Adipositas spezialisiert. Unsere Ziele sind, Sie bei der Gewichtsreduktion zu unterstützen und Sie dafür zu rüsten, das erreichte Gewicht nach Ihrer Entlassung auch zu halten. Dafür setzen wir auf die Kombination verschiedener Maßnahmen. Wir behandeln außerdem mögliche körperliche und psychische Begleiterkrankungen mit. Wir stimmen jedes Therapiekonzept individuell auf Ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten ab. Die einzelnen Angebote ergänzen sich dabei.