Eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine ernsthafte Atemwegserkrankung, die die Lungen betrifft. Sie kann Menschen jeden Alters betreffen und erfordert eine zeitnahe Diagnose und angemessene Behandlung.
Was ist eine Lungenentzündung?
Eine Lungenentzündung ist eine Entzündung des Lungenparenchyms und/oder der Lungenbläschen (Alveolen). Die Ursache hierfür sind häufig Infekte, aber auch andere Auslöser einer akuten oder chronischen Lungenentzündung sind möglich.
In den Lungenbläschen/Alveolen erfolgt der Gasaustausch: Sauerstoff wird aus der eingeatmeten Luft aufgenommen, Kohlendioxid aus dem Blut abgegeben. Wenn sich diese Bläschen mit Flüssigkeit oder Eiter füllen, führt dies zu einer Störung des Gasaustauschs.
Häufigkeit
Lungenentzündungen sind weltweit eine häufige Erkrankung und können Menschen jeden Alters betreffen. Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) variiert je nach Region, Altersgruppe und Jahreszeit. In entwickelten Ländern sind Babys, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem besonders gefährdet. Schätzungsweise erkranken jährlich 400.000 bis 600.000 Menschen in Deutschland an einer Lungenentzündung. Im Krankenhaus behandelt werden rund 270.000 bis 290.000 von ihnen – für vier bis dreizehn Prozent verläuft die Infektion tödlich.
Ursachen & Risikofaktoren
Erreger
Pneumonien können durch verschiedene Erreger verursacht werden, darunter:
Bakterien
- Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae): Dies ist der häufigste bakterielle Erreger von einer Lungenentzündung.
- Haemophilus influenzae: Ein weiteres Bakterium, das Lungenentzündungen verursachen kann.
- Mycoplasma pneumoniae: Mykoplasmen sind atypische Bakterien, die eine mildere Form der Lungenentzündung verursachen können.
- Chlamydophila pneumoniae: Ähnlich wie Mykoplasmen verursacht dieses Bakterium Lungenentzündungen.
Viren
- Influenza (Grippe): Das Influenza-Virus kann zu schweren Lungenentzündungen führen, insbesondere bei älteren Menschen und Personen mit Vorerkrankungen.
- Respiratorisches Synzytialvirus (RSV): Dieses Virus betrifft häufig Säuglinge und Kleinkinder und kann zu schweren Atemwegsinfektionen führen.
- Adenoviren: Sie können verschiedene Atemwegserkrankungen, einschließlich Lungenentzündung, hervorrufen.
- Coronaviren: Bestimmte Coronaviren können Lungenentzündungen auslösen, auch ein schweres akutes respiratorisches Syndrom (SARS) und das Middle East Respiratory Syndrome (MERS).
Pilze
Pilze wie Candida oder Aspergillus: Diese kommen als Ursache selten vor, betreffen jedoch oft Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. bei HIV oder bei der Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem beinträchtigen (Immunsuppressiva). Ursache können grundsätzlich auch chronische Erkrankungen sein wie z.B. eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD).
Risikofaktoren für eine Lungenentzündung
Verschiedene Risikofaktoren können das Risiko einer Lungenentzündung erhöhen, darunter:
Alter
Das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern ist nicht vollständig entwickelt. Deshalb sind sie anfälliger für Infektionen. In höherem Alter nehmen die Abwehrkräfte des Immunsystems ab, weshalb auch ältere Menschen eher gefährdet sind.
Geschwächtes Immunsystem
HIV kann das Immunsystem ebenso schwächen wie generell auch chronische Erkrankungen und dies erhöht das Risiko für Infektionen. Menschen, die Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündung.
Chronische Erkrankungen
Für Menschen mit bereits bestehenden Lungenerkrankungen wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder Asthma steigt das Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken. Herzinsuffizienz und generell Erkrankungen des Herzens können die Funktionalität der Lungen beeinträchtigen und das Risiko einer Lungenentzündung erhöhen. Auch Menschen mit Diabetes mellitus haben ein höheres Risiko für Infektionen.
Rauchen
Rauchen schädigt die Funktionalität u.a. durch Strukturveränderungen und Beeinträchtigung der Schutzmechanismen der Atemwege und erhöht das Risiko für eine Lungenentzündung. Raucher*innen produzieren als Ausdruck einer chronischen Reizung/Entzündung der Atemwege u.a. mehr Sekret, eine weitere Folge der chronischen Entzündung kann der nicht mehr reparable Umbau in den Atemwegen sein; beeinträchtigter Schutz und Umbau begünstigen eine Pneumonie.
Umweltfaktoren
Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub und schädliche Gase, erhöhen das Risiko für Atemwegsinfektionen. Auch für Menschen, die in dreckiger Luft, in beengter Wohnsituation oder in Gegenden mit niedrigen hygienischen Standards leben, steigt das Risiko u.a. für Lungenentzündungen.
Alkohol
Alkoholkonsum kann das Immunsystem beeinträchtigen und das Risiko für Infektionen erhöhen.
Fehlender Impfschutz
Fehlende Impfungen, insbesondere gegen Pneumokokken und Influenza, erhöhen das Infektionsrisiko.
Bestimmte Berufsgruppe, z. B. Ärzt*innen und Pflegepersonal
Menschen, die beruflich oder privat häufig in Kontakt mit Infektionsquellen stehen, wie medizinisches Personal, haben ein erhöhtes Risiko für eine Lungenentzündung.
Eine Lungenentzündung kann durch verschiedene Erreger verursacht werden; das individuelle Risiko einer Erkrankung und auch die Schwere der Erkrankung hängt von der Kombination dieser Risikofaktoren ab.
Symptome bei einer Pneumonie
Die Symptome einer Lungenentzündung fallen je nach Erreger und individuellem Gesundheitszustand unterschiedlich aus. Typische Anzeichen und Symptome sind:
Atemwegssymptome
- Husten: Trockener oder produktiver Husten (Auswurf).
- Atemnot: Schwierigkeiten beim Atmen oder flache Atmung.
- Brustschmerzen: Schmerzen oder Unwohlsein in der Brust, die sich beim Atmen oder Husten verschlimmern können.
- Schnelle oder flache Atmung: Schnelles Atmen oder flache Atemzüge, insbesondere bei Kindern.
Allgemeine Symptome
- Fieber: Erhöhte Körpertemperatur, Schüttelfrost oder Fieber.
- Müdigkeit: Starke Erschöpfung oder allgemeine Schwäche.
- Schüttelfrost: Schüttelfrost oder Kältegefühl.
- Appetitlosigkeit: Ein Mangel an Appetit und Gewichtsverlust.
- Muskelschmerzen: Muskelschmerzen oder Gliederschmerzen ohne erkennbare Ursache.
- Kopfschmerzen: Starke Kopfschmerzen, die an Migräne erinnern können.
- Bauchschmerzen: Schmerzen oder Unwohlsein im Bauch, insbesondere bei Kindern.
- Übelkeit und Erbrechen: Übelkeit und Erbrechen können auftreten, insbesondere bei Kindern.
- Durchfall: Einige Viruserreger können zu Durchfall führen.
Die Symptome einer Lungenentzündung sind nicht immer eindeutig und können mit anderen Erkrankungen verwechselt werden.
Diagnose
Lungenentzündungen diagnostizieren und behandeln wir in verschiedenen MEDICLIN-Einrichtungen. Die dortigen ärztlichen Teams sind auf Lungenentzündungen und weitere Atemwegserkrankungen spezialisiert. Zur Diagnose einer Lungenentzündung gehören u. a. folgende Schritte: Unsere Ärzt*innen erfragen Ihre Symptome, prüfen Ihre Krankengeschichte und nehmen eine körperliche Untersuchung vor. Wir nutzen unterschiedliche diagnostische Verfahren und Tests, z. B.:
Anamnese und körperliche Untersuchung
Unsere Ärzt*innen befragen Sie nach Ihren Symptomen, Ihrem Gesundheitszustand und möglichen Risikofaktoren. Während der körperlichen Untersuchung achten sie auf Fieber, beschleunigte Atmung, abnormale Atemgeräusche und Brustschmerzen.
Bildgebende Verfahren
Röntgenaufnahmen der Brust: Röntgenaufnahme(n) der Brust können helfen, Anzeichen einer Lungenentzündung, wie Flüssigkeitsansammlungen in den Lungenbläschen, zu identifizieren.
Computertomographie (CT): In einigen Fällen muss eine CT zur Diagnostik ergänzt werden.
Labortests
Eine Blutuntersuchung kann Anzeichen einer Infektion wie eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen oder andere Entzündungsmarker zeigen. Ergänzend können Blutkulturen und auch Trachealsekret gewonnen werden und auf Bakterien untersucht werden.
Arterielle Blutgase
Arterielle Blutgase messen wir, um u.a. den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut zu überprüfen und die Krankheitsschwere einschätzen zu können.
Bronchoskopie
In einigen Fällen hilft eine Spiegelung der Bronchien (Bronchoskopie), bei der ein flexibler Schlauch (Bronchoskop) durch die Bronchien geführt wird, um Proben zu entnehmen oder die Atemwege genauer zu untersuchen.
Die Diagnose einer Lungenentzündung kann komplex sein, da die Symptome je nach Erreger und individuellem Gesundheitszustand variieren können. Die genaue Identifikation des Erregers ist oft entscheidend, um die richtige Behandlung zu wählen.
Behandlung einer Lungenentzündung
Die Behandlung der Lungenentzündung umfasst nicht nur die akute Phase, in der die akuten Symptome gelindert werden, sondern ggf. auch eine Rehabilitation, die darauf abzielt, die die meist führend körperlich beeinträchtigte Leistungsfähigkeit – einschließlich der Atmung - vollständig wiederherzustellen und die Lebensqualität unserer Patient*innen zu verbessern.
Behandlung in einer Akutklinik
Bakterielle Lungenentzündung
Bei bakterieller Lungenentzündung besteht die Behandlung in der Regel in einer Antibiotikatherapie. Ärzt*innen verschreiben ein Antibiotikum, das auf den zunächst vermuteten, ggf. im weiteren Verlauf bekannten, Erreger abgestimmt ist. Die gesamte Antibiotikatherapie muss in richtiger Dosierung und Dauer erfolgen.
Virale Lungenentzündung
Die Behandlung der viralen Lungenentzündung hängt von der Viruserkrankung ab. In einigen Fällen verabreichen Ärzt*innen antivirale Medikamente, insbesondere wenn das Influenza-Virus als Ursache angenommen wird. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Genesung zu unterstützen. Ruhe, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und fiebersenkende Medikamente werden ebenfalls eingesetzt.
Lungenentzündungen durch Pilze
Die Behandlung einer Lungenentzündung durch Pilze erfordert oft antifungale Medikamente, die speziell auf den Pilzerreger abzielen.
Rehabilitation und Langzeitpflege
Die Genesung nach einer Lungenentzündung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen, nach sehr schweren Verläufen auch Monate.
Eine Reha in einem auf Lungenerkrankungen/u.a. Lungenentzündungen spezialisierten MEDICLIN Haus kann an eine akute Behandlung anschließen und die Genesung durch gezielte Maßnahmen und Behandlungen unterstützen. Wir erstellen einen auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse unserer Patient*innen individuell abgestimmten Therapieplan. Auf diesem Plan können u. a. folgende Therapien stehen:
- Physiotherapie verbessert oft die Lungenfunktion und löst den Auswurf aus den Atemwegen.
- Eine Atemtherapie unterstützt die Atmung und verbessert die Sauerstoffversorgung des Körpers.
- Ernährungstherapie: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um den Körper während der Genesung mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen. In schweren Fällen kann eine intravenöse Ernährung erforderlich sein.
- Psychologische Unterstützung: Eine schwere Erkrankung wie eine Lungenentzündung kann die Psyche belasten. Psychologische Unterstützung und Beratung können hilfreich sein, um Ängste und Sorgen zu bewältigen.
Nachsorge
Die Nachsorge nach einer Lungenentzündung soll sicherstellen, dass sich die Lungen vollständig erholen um Komplikationen zu vermieden. Bei einer Nachsorge kommt es u. a. auf folgende Aspekte an:
Warum ist die Nachsorge wichtig?
Eine Lungenentzündung kann die Lungenfunktion vorübergehend beeinträchtigen. Eine Nachsorge kann prüfen, ob die Atmung ihre Funktionsfähigkeit wiedererlangt hat, ob ggf. einer Beeinträchtigung anhält; unzureichende Genesung erhöht das Risiko von Rückfällen. Die Nachsorge kann dazu beitragen, eine verbliebene Beeinträchtigung zu erkennen und durch Therapie zu verringern, Rückfälle zu verhindern.
Bestimmte Komplikationen, wie Flüssigkeitsansammlungen zwischen den Lungenhäuten (Pleuraergüsse) oder Atemwegsverengungen, können nach einer Lungenentzündung auftreten und erfordern besondere Aufmerksamkeit. Die psychische Belastung einer schweren Erkrankung darf nicht unterschätzt werden. Die Nachsorge kann auch psychologische Unterstützung bieten.
Regelmäßige Kontrollen
Nach einer Lungenentzündung sollten Sie sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, Lungenfunktionstests dienen der Objektivierung von Beeinträchtigungen beim Atmen.
Impfungen zur Prävention von Lungenentzündungen
Eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Lungenentzündungen ist die Impfung. Es gibt Impfstoffe gegen einige Erreger, die Lungenentzündung verursachen können, darunter:
Pneumokokken-Impfstoff: Dieser Impfstoff schützt vor Infektionen durch Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken), einen der häufigsten bakteriellen Erreger von Lungenentzündungen.
Influenza-Impfstoff: Die Grippeimpfung kann dazu beitragen, eine Influenza-virusbedingte Lungenentzündung zu verhindern oder den Verlauf abzuschwächen.
Corona-Impfstoff: Auch die neuerliche Corona-Impfung wird aktuell für Risiko-Gruppen empfohlen.
Es ist wichtig, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen, welche Impfungen für Sie geeignet sind, insbesondere wenn Sie zu einer Risikogruppen gehören.
Folgen und Prognose
Die Prognose nach einer Lungenentzündung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Erreger, Schwere der Erkrankung und die rechtzeitige/adäquate Behandlung:
Verlauf der Lungenentzündung
In den meisten Fällen verbessern sich Symptome einer akuten bakteriellen Lungenentzündung innerhalb weniger Tage nach Beginn der Behandlung.
Komplikationen und Langzeitfolgen
Eine Lungenentzündung kann jedoch zu verschiedenen Komplikationen führen, darunter:
- Lungenabszesse: Eiter sammelt sich in der Lunge an.
- Pleuritis: Das Rippenfell entzündet sich. Brustschmerzten sind die Folge.
- Atemwegsverengungen: Narbengewebe in den Atemwegen beeinflusst die Atmung.
- Flüssigkeit sammelt sich zwischen den Lungenhäuten und behindert die Atmung (Pleuraergüsse).
- Sepsis: Eine schwerwiegende, oft lebensbedrohliche Infektion, die weitere Organsysteme in ihrer Funktion beeinträchtigt.
Wie wahrscheinlich Komplikationen sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. von der Art des Erregers und des Gesundheitszustandes des Patienten bzw. der Patientin.
Wie Sie Lungenentzündungen vorbeugen können
Prävention kann vor Lungenentzündung schützen. Worauf Sie achten sollten:
Impfen: Impfungen können vor bestimmten Erregern schützen, die eine Lungenentzündung verursachen können. Dazu gehören der Pneumokokken-Impfstoff und der Influenza-Impfstoff.
Hygiene: Waschen Sie regelmäßig Ihre Hände mit Seife und Wasser, meiden Sie Menschenansammlungen, nutzen sie ggf. eine Mundnasenmaske zum Schutz vor Krankheitserregern.
Rauchen abgewöhnen: Rauchen erhöht das Risiko u.a. für Lungenentzündungen. Wenn Sie rauchen, sollten Sie auch diesbezüglich ernsthafte Schritte unternehmen, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige körperliche Aktivität stärken das Immunsystem und verhindern Infektionen.
Alkohol reduzieren: Übermäßiger Alkoholkonsum kann u.a. das Immunsystem beeinträchtigen. Wenn Sie Alkohol trinken, tun Sie dies in Maßen.
Menschenansammlungen meiden: Insbesondere während der Grippesaison und bei Ausbrüchen von Atemwegsinfektionen sollten Sie Menschenansammlungen und überfüllte Orte, wenn möglich, meiden.
Reisen: Wenn Sie in Gebiete reisen, in denen bestimmte Infektionen verbreitet sind, sollten Sie sich über notwendige Schutzmaßnahmen und Impfungen informieren.
Schutz vor Aspiration: Beim Essen und Trinken sollten keine Flüssigkeiten oder Nahrung in die Lungen gelangen. Menschen mit ausgeprägter körperlicher Schwäche, Schluckbeschwerden oder neurologischen Erkrankungen sind durch Aspiration gefährdet.
Die Prävention von Lungenentzündungen ist von großer Bedeutung, insbesondere für Menschen in Risikogruppen.