„Wir können die Prototypen aus verschiedenen Materialien mit verschiedenen Farben herstellen“, erklärt Sodian: „Spezielle Strukturen lassen sich dadurch farblich absetzen, wie etwa ein Tumor an der Ventrikelwand des Herzens oder Gefäßmissbildungen.“ Modelle können überdies aufgesägt werden, um die Hohlstruktur innen zu betrachten. Außerdem lassen sie sich sterilisieren und so auch während des Eingriffs zur besseren Orientierung verwenden. „Ich kenne zahlreiche repräsentative Fälle, bei denen das 3D-Modell sowohl bei kongenitalen, bereits bei der Geburt vorhandenen Herzfehlern als auch in der Kardiochirurgie Erwachsener essentielle Hinweise liefern konnte“, hebt Sodian hervor.
„Bei beiden Visualisierungstechniken steht nicht so sehr die Zeitersparnis im Vordergrund, sondern die bessere Entscheidung für komplexe Operationen und die exakte Planung“, so Sodian: „Obwohl Computertomografiebilder oder Katheteruntersuchungen exzellente Informationen liefern, kommen wir immer wieder in Situationen, die mit herkömmlichen diagnostischen Mitteln nicht zu lösen sind.“ Erst wenn man das 3D-Modell in der Hand halte oder virtuell betrachte, könne man exakt alle Winkel und anatomischen Verhältnisse erkennen und beurteilen. „Dann leuchtet unmittelbar ein, was die Probleme des Patienten sind und wie sie individuell gelöst werden können“, betont Sodian.
Viele Entscheidungen in der Herz- und Gefäßchirurgie sind komplex. Sie entscheiden unmittelbar über das Operationsergebnis und damit über das Überleben des Patienten oder der Patientin: „Je besser man die besondere Situation bereits vor der OP einschätzen kann, desto besser kann man sich auf den Eingriff vorbereiten und desto sicherer ist er. Das hilft dabei, Fehlbehandlungen vorzubeugen, aber auch Probleme, die während einer OP auftreten können."