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Diese Frage stellen sich viele Menschen. In Umfragen steht Demenz nach Krebs an zweiter Stelle der Krankheiten, vor denen sich die deutsche Bevölkerung am meisten fürchtet.
Dr. med. Torsten Hirche, Chefarzt für Geriatrie am MEDICLIN Müritz-Klinikum in Waren, beschäftigt sich mit Möglichkeiten, Demenzrisiken zu mindern. Weltweit sind aktuell etwa 50 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Tendenz steigend. In Europa geht man derzeit von zehn Millionen Menschen mit Demenzerkrankung aus. In Deutschland liegt die Zahl bei aktuell 1,6 Millionen.
„Doch die Weltbevölkerung wächst und zugleich steigt das Durchschnittsalter der Menschen“, sagt Chefarzt Hirche: „Die Zahl der Demenzkranken könnte nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zum Jahr 2050 auf weltweit 150 Millionen ansteigen. In Deutschland werden es dann schätzungsweise drei Millionen Erkrankte sein.“
Der Geriatrie-Experte ist auch im Klinikalltag immer häufiger mit Demenzerkrankten konfrontiert. Er stellt klar: „Alzheimer-Demenz ist nicht heilbar. Und die Degeneration der Nervenzellen im Gehirn lässt sich auch nicht aufhalten, geschweige denn im Vorfeld verhindern“, so der Experte. „Es gibt leider keine wirksamen Medikamente zur Prävention. Aber Beobachtungsstudien und statistische Auswertungen lassen Rückschlüsse auf Risikofaktoren zu.“ Ein Ansatz. Immerhin.
"Ein gesunder Lebensstil senkt das Risiko."
Das Alter gilt nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation als „stärkster Risikofaktor für den kognitiven Rückgang.“ Doch Demenz ist keine natürliche oder unvermeidliche Folge des Alterns. Mehrere neuere Studien haben Angaben der WHO zufolge einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung von kognitiver Beeinträchtigung und Demenz und lebensstilbezogenen Risikofaktoren gezeigt: Das wären körperliche Inaktivität, Tabakkonsum, ungesunde Ernährung und schädlicher Alkoholkonsum.
Die WHO hat erstmals 2019 Leitlinien zur Demenzprävention veröffentlicht: „Ein wichtiger Schritt, um das Thema im öffentlichen Bewusstsein zu verankern“, sagt Hirche: „Es gibt zwar kein Heilmittel, aber es gibt allgemeine Maßnahmen, mit denen jeder Einzelne das Risiko von Demenzerkrankungen reduzieren kann.“
Vor allem senke ein gesunder Lebensstil das Risiko für eine Demenzerkrankung, also sportliche Aktivitäten, geistige Fitness und Gedächtnistraining, aber auch Geselligkeit und ein ausgefülltes Sozialleben. Und natürlich gute Ernährung, weil bestimmte Nährstoffe eine nervenzellprotektive Wirkung entfalten.
„Wichtig ist auch, Risikofaktoren für Demenz zu reduzieren wie Bluthochdruck, Depressionen, Rauchen, Adipositas oder Bewegungsmangel“, sagt Hirche. Er zählt auch Hörverlust im höheren Alter dazu: „Das Problem ist die reduzierte Hirnaktivierung durch fehlende auditive Reize.“ Ähnlich wie Muskeln, die sich zurückbilden, wenn sie nicht genutzt werden, muss auch das Gehirn regelrecht trainiert werden: Gedächtnistraining etwa regt den Hirnstoffwechsel an, trainiert die Hirnzellen und verbessert damit die Konzentration, Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit. „Kreuzworträtsel und Sudoku sind damit nicht gemeint, denn dabei wird nur altes Wissen abgefragt“, erklärt Hirche. Er betont: „Nach wie vor gehört Sport zu den am besten belegten Präventionsmaßnahmen gegen Demenz.“ Regelmäßige Bewegung kann auch den Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Bei körperlichen Aktivitäten setzt der Körper Hormone frei, die im Gehirn Umbauprozesse anregen und zur Vernetzung von Hirnarealen und Nervenzellen führen – und damit zum Lernen und Erinnern beitragen.
Auch wenn die WHO-Empfehlungen nicht neu oder gar überraschend klingen mögen: „Sie sind sinnvoll“, sagt der Mediziner, „und wer sie beherzigt, senkt gleichzeitig sein Risiko für Herz-, Gefäß- oder Krebserkrankungen.“ Egal in welchem Lebensalter. Aber natürlich gilt auch hier: Je früher, desto besser.