Die Versorgung von Wunden gehört in Kliniken und Pflegeheimen zum Alltag. Umso wichtiger ist es, dass Wunden fachgerecht versorgt werden. Wundexpert*innen sind speziell ausgebildete Fachkräfte (meist Pflegekräfte oder Ärztinnen), die sich im Wundmanagement weitergebildet haben. Ihre Aufgaben reichen von der Versorgung chronischer Wunden bis hin zur Behandlung von Druckgeschwüren wie Dekubitus. In den MEDICLIN-Einrichtungen arbeiten zahlreiche Wundexpert*innen, die unsere Patient*innen professionell versorgen. In diesem Artikel geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Wundmanagement.
1. Was genau macht ein*e Wundexpert*in? Welche Aufgaben gehören zu seinem Berufsalltag?
Ein Wundexperte/eine Wundexpertin kümmert sich um die Behandlung und Pflege von Wunden. Er beurteilt den Zustand der Wunden, erstellt individuelle Behandlungspläne, wählt die richtigen Wundauflagen aus und sorgt dafür, dass die Wunden richtig gepflegt werden. Außerdem berät und schult er Patient*innenen sowie Pflegekräfte und arbeitet mit anderen Ärzt*innen und Fachkräften zusammen, um die beste Wundversorgung zu gewährleisten.
2. Welche Patient*innen sind besonders anfällig für chronische Wunden und Dekubitus?
Zu den Risikogruppen für chronische Wunden und Dekubitus (Druckgeschwüre) gehören:
- Patient*innen, die sich nicht oder nur wenig bewegen können: Menschen, die lange Zeit im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen, haben ein höheres Risiko, weil sie weniger Bewegung haben und Druckstellen entstehen können.
- Ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter wird die Haut dünner und weniger elastisch, was das Risiko für Wunden und Dekubitus erhöht.
- Menschen mit Diabetes: Diabetes kann die Durchblutung beeinträchtigen und die Heilung von Wunden erschweren, was zu chronischen Wunden führen kann.
- Patient*innen mit schlechter Durchblutung: Bei Kreislauferkrankungen oder Arteriosklerose kann die Blutzufuhr zu Haut und Gewebe eingeschränkt sein, was Wunden begünstigt.
- Menschen mit Inkontinenz: Durch ständige Feuchtigkeit und Reibung sind diese Patient*innen besonders gefährdet, Hautirritationen und Druckgeschwüre zu entwickeln.
- Menschen in einem schlechten Ernährungszustand: Mangelernährung oder Proteinmangel beeinträchtigen die Wundheilung und machen die Haut anfälliger.
- Patient*innen mit neurologischen Erkrankungen: Schlaganfall, Querschnittlähmung oder andere Erkrankungen, die das Gefühl in bestimmten Körperbereichen beeinträchtigen, führen dazu, dass Druckstellen nicht wahrgenommen werden und nicht vermieden werden können.
- Menschen mit schlechter Hautpflege: Unzureichende Hygiene und Hautpflege können das Risiko für Wunden und Dekubitus erhöhen.
Diese Patient*innen benötigen besondere Aufmerksamkeit und eine regelmäßige Wundpflege, um Komplikationen zu vermeiden.
3. Welche vorbeugenden Maßnahmen sind besonders effektiv, um Dekubitus bei immobilen Patientinnen und Patienten zu vermeiden?
- Regelmäßige Positionswechsel: Patient*innen sollten alle 2 bis 3 Stunden in verschiedene Positionen gebracht werden, um den Druck auf gefährdete Stellen (wie Rücken, Fersen, Hüften und Ellenbogen) zu verringern. Bei Patient*innen im Rollstuhl sollten die Positionen noch häufiger geändert werden.
- Druckentlastende Hilfsmittel: Der Einsatz von speziellen Matratzen, Kissen oder Unterlagen (z. B. Luft- oder Schaumstoffmatratzen) hilft, den Druck auf die Haut zu verteilen und zu mindern.
- Hautpflege und -beobachtung: Die Haut sollte regelmäßig auf Rötungen oder Veränderungen überprüft werden. Außerdem ist es wichtig, die Haut sauber und trocken zu halten, um Reibung und Feuchtigkeit zu vermeiden, die das Risiko für Dekubitus erhöhen.
- Ernährungsmanagement: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen unterstützt die Hautgesundheit und fördert die Wundheilung.
- Förderung der Mobilität: Wo immer möglich, sollten Patient*innen unterstützt werden, sich selbst zu bewegen oder mit Hilfsmitteln aktiv zu bleiben. Schon kleine Bewegungen können Druckstellen vermeiden.
- Schulung von Pflegepersonal und Angehörigen: Pflegekräfte und Angehörige sollten in der richtigen Handhabung von Positionierungstechniken, Hautpflege und der Anwendung von Hilfsmitteln geschult werden, um Dekubitus zu verhindern.
- Feuchtigkeitsschutz: Hautschutzprodukte wie spezielle Cremes oder Sprays können helfen, die Haut vor Feuchtigkeit und Reibung zu schützen, besonders bei Patienten mit Inkontinenz.
Diese präventiven Maßnahmen tragen maßgeblich dazu bei, Dekubitus bei immobilen Patient*innen zu verhindern und die Hautgesundheit zu erhalten.
4. Warum spricht man vom Wundmanagement bei der Versorgung eines Dekubitus?
Man spricht von Wundmanagement weil es sich bei der Versorgung eines Dekubitus, um eine systematische und strukturierte Vorgehensweise handelt, die alle Aspekte der Wundversorgung umfasst. Ziel ist es, den Heilungsprozess zu fördern, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität des Patienten/der Patientin zu verbessern. Ein effektives Wundmanagement bei Dekubitus beinhaltet:
- Wundbeurteilung und Dokumentation
- Wundreinigung
- Auswahl der richtigen Wundauflagen
- Druckentlastung
- Schmerzmanagement
- interdisziplinäre Zusammenarbeit
5. Wie wichtig ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit (z. B. Pflege, Physiotherapie, Ernährungsberatung) bei der Prävention und Therapie von Dekubitus?
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist bei der Prävention und Therapie von Dekubitus äußerst wichtig, weil sie sicherstellt, dass alle Aspekte der Pflege und Behandlung umfassend und koordiniert angegangen werden. Verschiedene Fachkräfte bringen spezifische Expertise ein, die für den Erfolg der Dekubitus-Versorgung entscheidend ist:
- Pflegekräfte: Sie sind oft die ersten, die die Haut des Patienten/der Patientin überwachen und Veränderungen frühzeitig bemerken. Sie führen regelmäßige Positionswechsel durch, sorgen für die Wundversorgung und wenden geeignete Wundauflagen an. Außerdem schulen sie Patient*innen und Angehörige in der richtigen Hautpflege und Bewegungsförderung.
- Physiotherapeut*innen: Sie spielen eine zentrale Rolle, indem sie Patient*innen unterstützen, ihre Mobilität zu verbessern. Dies hilft, den Druck auf gefährdete Körperstellen zu verringern und fördert die Heilung. Sie entwickeln Bewegungsprogramme und beraten, wie die Patient*innen ihre Positionen sicher wechseln können.
- Ernährungsberater*innen: Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die Wundheilung und die Hautgesundheit. Ernährungsberater*innen stellen sicher, dass der Patient/die Patientin ausreichend Nährstoffe wie Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe erhält, die die Heilung von Wunden unterstützen und das Risiko von Dekubitus verringern.
- Ärzte/Ärztinnen: Sie diagnostizieren den Dekubitus, bestimmen den Schweregrad und leiten die medikamentöse Therapie, etwa zur Schmerzbehandlung oder bei Infektionen. Ärzt*innen entscheiden über zusätzliche Maßnahmen, wie etwa die Verschreibung von speziellen Hilfsmitteln zur Druckentlastung oder der Behandlung von Grunderkrankungen, die das Risiko für Dekubitus erhöhen (z. B. Diabetes oder Kreislauferkrankungen).
- Wundexpert*innen: Diese Fachkräfte koordinieren die verschiedenen Maßnahmen zur Wundversorgung, beurteilen den Heilungsprozess und sorgen dafür, dass die richtige Wundbehandlung und -pflege durchgeführt wird.
Die Zusammenarbeit dieser Fachkräfte sorgt dafür, dass alle relevanten Faktoren – wie Druckentlastung, Hautpflege, Bewegung, Ernährung und medizinische Versorgung – optimal berücksichtigt werden. Durch den ganzheitlichen Ansatz werden nicht nur Dekubitus vorgebeugt, sondern auch die Heilungschancen verbessert, was zu einer besseren Lebensqualität und einem effektiveren Behandlungsergebnis führt.
6. Welche Vorteile bringt der Einsatz von Wundexpert*innen für die Qualität der Patientenversorgung?
Wundexperten und Wundexpertinnen steigern die Behandlungsqualität und somit auch die Heilungschancen, insbesondere bei chronischen Wunden wie Dekubitus. Die wichtigsten Vorteile sind:
- Fachliche Expertise: Wundexpert*innen haben tiefgehendes Wissen über moderne Wundbehandlungsmethoden und -techniken. Sie können die beste Therapie für jede Art von Wunde individuell auswählen und sicherstellen, dass die Behandlung optimal auf den jeweiligen Patienten abgestimmt ist.
- Frühzeitige Erkennung von Komplikationen: Wundexpert*innen können Veränderungen im Heilungsverlauf schnell erkennen und frühzeitig eingreifen, wenn es zu Komplikationen wie Infektionen oder verzögerter Heilung kommt. Dies trägt zur Vermeidung schwerer Folgeerkrankungen und längerer Krankenhausaufenthalte bei.
- Optimierung des Heilungsprozesses: Durch eine gezielte, individuelle Wundbehandlung wird der Heilungsprozess beschleunigt und der Schmerz der Patient*innen verringert. Wundexpert*innen setzen dabei gezielt moderne Wundauflagen und -behandlungsmethoden ein, die die Wundheilung fördern.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Wundexpert*innen koordinieren die Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften wie Ärzt*innen, Pflegepersonal, Ernährungsberater*innen und Physiotherapeut*innen. Dadurch wird eine ganzheitliche Versorgung gewährleistet, die alle Aspekte der Wundbehandlung (z. B. Druckentlastung, Ernährung, Bewegung) umfasst.
- Schulung und Beratung: Wundexpert*innen schulen Pflegekräfte und Patient*innen in der richtigen Handhabung von Wundpflege, Prävention von Druckgeschwüren und der Anwendung von Hilfsmitteln. Diese Schulungen verbessern die Pflegequalität und helfen, erneute Wunden oder Komplikationen zu vermeiden.
- Dokumentation und Qualitätssicherung: Wundexpert*innen führen eine präzise Dokumentation des Wundverlaufs und der angewandten Maßnahmen, was die Nachverfolgbarkeit und Qualitätssicherung verbessern. So können Behandlungsstrategien regelmäßig überprüft und angepasst werden.
- Verbesserte Lebensqualität der Patient*innen: Durch die professionelle Wundbehandlung und -pflege wird das Wohlbefinden der Patient*innen gesteigert. Schmerzen und Komplikationen werden reduziert und die Patient*innen können schneller genesen und ihre Lebensqualität zurückgewinnen.