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Unser Experte Prof. Dr. Franz X. Glocker beantwortet drei Fragen zur nicht-operativen, sogenannten konservativen Therapie bei Rückenschmerzen.
Muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden?
Prof. Glocker: Meistens nicht. Die wichtigste Frage ist nicht, ob der Bandscheibenvorfall da ist, sondern ob er tatsächlich mit den Schmerzen ursächlich zusammenhängt. Selbst wenn ein Bandscheibenvorfall festgestellt wurde, sind für die meisten Rückenbeschwerden andere Ursachen verantwortlich - und das sind zu 90 Prozent Ursachen, die man überhaupt nicht operieren kann: etwa Überlastung, Muskelschmerzen und Verspannungen. Dagegen verursachen viele Bandscheibenvorfälle keine Probleme.
Eine Operation ist erst notwendig, wenn die Beschwerden den Patienten stark einschränken, z. B. durch Auftreten starker Lähmungen und/oder wenn auch eine hohe Schmerzmitteldosis nicht ausreicht. Unsere Behandlungsdaten zeigen: 90 Prozent der Patienten hilft dauerhaft eine stationäre konservative Therapie. Konservativ bedeutet "nicht operativ", also eine Behandlung mit Medikamenten und beispielsweise Physiotherapie. Nur etwa zehn Prozent müssen operiert werden.
„90 Prozent der Ursachen können gar nicht operiert werden.“
Was ist bei der Diagnose wichtig?
Prof. Glocker: Man muss genau hinsehen, um die Ursache der Schmerzen zweifelsfrei festzustellen. Nur so können die Symptome mit dauerhaftem Erfolg behandelt werden. Neben Wirbelsäulenerkrankungen wie Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals können auch Muskel- und Gelenkerkrankungen, Nervenentzündungen aber auch seelische Leiden wie Depressionen oder Burnout Rückenschmerzen auslösen. Deshalb ist es wichtig, dass Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenarbeiten und die Beschwerden aus jeweils ihrer Sicht bewerten - Orthopäden, Rheumatologen, Neurologen und Psychosomatische Mediziner. Dafür kann der Aufenthalt in einer spezialisierten und fachübergreifend ausgerichteten Akut- oder Rehaklinik notwendig sein.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Prof. Glocker: Wenn die Schmerzursache feststeht, muss für jeden Patienten einzeln entschieden werden, was für ihn die beste Behandlung ist. Dabei ist wichtig: Wie stark ist der Schmerz? Gibt es Ausfallerscheinungen wie Lähmungen? Was hat bisher nicht geholfen? Und nicht zuletzt: Wie sehr leidet der Patient und wie steht es um seine Psyche?
Dann stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Eine wichtige Rolle spielen Schmerzmittel. Bei der sogenannten Infiltrationstherapie werden diese beispielsweise gezielt in die schmerzende Körperregion gespritzt. Entzündungshemmende und abschwellende Mittel wie Kortison nehmen schnell den Schmerz von gereizten Nerven. Sinnvoll können auch Medikamente sein, die Muskeln lockern und Verspannungen lösen.
Ein wichtiger Teil der konservativen Therapie ist Physiotherapie, etwa um Gelenks- und Wirbelblockierungen oder Verspannungen zu lösen und um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Auch Wärme- und Kälteanwendungen können zum Einsatz kommen. Manchen Patienten helfen Entspannungstechniken gegen die Rückenschmerzen. Manchmal ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll.
Und nicht zuletzt muss der Betroffene selbst aktiv werden und mit geeigneter Bewegung und gezieltem Training seine Rückenmuskeln stärken. Wichtig ist, dass die verschiedenen Maßnahmen individuell für den Patienten kombiniert werden.